Re: DIE BEDEUTUNG VON AMERIKA'S SCHRECKLICHEM TAG


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Abgeschickt von Claudia am 16 September, 2001 um 15:01:24

Antwort auf: DIE BEDEUTUNG VON AMERIKA'S SCHRECKLICHEM TAG von Lavender für Wendy Scott am 14 September, 2001 um 05:55:20:

Zunächst ein Hallo an Lavender und alle anderen Forumsbesucher;

dass ich mich in diesem Beitrag öffentlich, kritisch, gelegentlich bissig und ironisch zu Wendy’s Beitrag äußern werde, hängt zusammen mit den Konsequenzen, die ich für mich persönlich aus diesem schrecklichen Terroranschlag gezogen habe: raus aus dem spirituellen Elfenbeinturm, mich wieder auf ganz irdische Weise einmischen. Und ich glaube, dass dies auch die eigentliche Botschaft an all jene gewesen ist, die in den letzten Tagen, Wochen und Monaten vor diesem Ereignis von Träumen, Visionen, diffusen Katastrophen- und Vernichtungserwartungen (das war es bei mir) und dergleichen heimgesucht wurden. Meiner Überzeugung nach nehmen wir solche Ereignisse im vorhinein „ungewollt“ wahr, wenn wir auf irgendeine Art und Weise mit einem Teil unserer Persönlichkeit dazu in Resonanz stehen, es hat auch immer etwas mit uns, unserem ganz konkreten Menschsein hier auf diesem Planeten zu tun, vor allem aber wohl mit unseren blinden Flecken!!! Ich weiß nicht, wie Eure Fragen an Euch lauten könnten, meine Frage an mich war: in welcher Resonanz stehe ich denn zum Thema Gewalt und Aggression, wo liegt hier mein blinder Fleck. Jawohl, mein Bedürfnis nach grenzenloser Harmonie und Liebe! (Für Lavender: worin liegt denn deine Resonanz, dein blinder Fleck zum Thema Katastrophen. Wo schweigst du anstatt Laut zu geben?)

Paul Watzlawick hat einmal geschrieben: nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen. Ja leider, so funktioniert Menschsein, so funktioniert Entwicklung, das lässt sich in jedem guten Lehrbuch zur Dramatik seit der Antike nachlesen: eine Handlung, eine Entwicklung des Protagonisten, die Heldenreise braucht den Konflikt. Und es scheint sich angesichts der dramatischen Ereignisse wieder ein kosmisches Gesetz zu bestätigen; je blinder, je tauber, je sprachloser, je gefühlloser wir sind, desto härter muss der Schicksalsschlag sein, damit wir endlich aufwachen!, damit wir in unserer Entwicklung voranschreiten.

Auf der psychologischen Ebene nimmt der Mensch nicht wahr was ist, sondern er nimmt Unterschiede wahr: vorher-nachher, stärker-schwächer, hell-dunkel, so funktioniert unser Nervensystem. Wir können Licht überhaupt nur deshalb erkennen und wahrnehmen, weil es das Dunkle gibt. Wir können das Gute überhaupt nur deshalb erkennen und wahrnehmen, weil es das Böse gibt. Wir können Verbundenheit nur erleben, weil wir die Trennung kennen, wir können uns nur der Liebe hingeben, wenn wir uns auch unserer Angst hingeben können (Angst ist der wahre Antagonist zur Liebe, nicht das Ego!!!), wir können das Du nur wahrnehmen, können uns ggf. gegen unberechtigte Erwartungen, Ansprüche nur abgrenzen, weil wir ein Ego haben (deshalb hat das Ego einen Sinn und wehe jemand wagt es, mein Ego durch „Lichttherapie“ wegzuzaubern!). Und nur weil wir uns in der Dualität bewegen, bleiben wir handlungsfähig und, ja, entwicklungsfähig. Was würden wir denn wahrnehmen, was entwickeln, gäbe es ab morgen nur noch Licht überall auf der Welt? Ich glaube, wir sind noch lange nicht so weit!!! Irgendwo habe ich einmal gelesen, die eigentliche sprachliche Herleitung des Wortes „Sünde“ würde auf die Übersetzung hinauslaufen: „den Punkt verfehlen“. Und den verfehlen wir zwangsläufig schon durch unser Menschsein, durch unterscheiden und urteilen, deshalb vielleicht Erbsünde. Gott urteilt nicht, deshalb kann er/sie/es auch alles vergeben!

Sollte ich meine erste Wahrnehmung in Bezug auf Wendys Botschaft beschreiben, so war dies ein diffuses Bauchgefühl im Sinne eines „Nee, also bei aller Liebe zum Verein“ (wie die Berliner zu sagen pflegen).

Die zweite Wahrnehmung, nämlich in Bezug auf mein Bauchgefühl, war: die „energies“ hinter Wendy’s message sind für mein Empfinden doch „ziemlich schräg“ um nicht zu sagen „typisch amerikanisch“!!!

Im dritten Schritt nimmt dann mein Verstand (dem ja anscheinend, wie ich jetzt dank Wendy endlich weiß, einfach nur Licht fehlt, vielleicht ist mir das wahre Licht auch nur noch nicht aufgegangen) den Grund für die „Schräglage“ wahr: ich vermisse in Wendys Botschaft nicht nur einen klaren Blick auf die politisch-gesellschaftlichen Realitäten Amerikas und der Welt, sondern kann auch einige ihrer spirituellen Grundannahmen und Symbolismen nicht teilen (s.o.)

Das weiße Haus, die USA; gleichzusetzen mit Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, vor allem aber mit Lauterkeit und Unschuld – na ja, also mal Hand auf’s Herz, standen z.B. im Irak-Krieg nicht auch vor allem wirtschaftliche Interessen und Vorteile der USA auf dem Schlachtfeld? Und wenn Wendy schon Symbolismen kreiert: die beiden Türme hießen nun mal „World Trade Center“, dann kann ich natürlich nur das Wort „World“ herausgreifen um einen Sinn zu phantasieren, aber ich kann den Angriff auch als das nehmen, was er als symbolischer Akt war: ein Angriff auf das (Welt-Handels-) Zentrum der westlichen Industrienationen unter Führung der „US“, die ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen gnadenlos gegen Dritt- und Schwellenländer, notfalls auch mit Waffengewalt vertreten. Wie kompromißlos amerikanische Welt-Politik vor dem Hintergrund der eigenen ökonomischen Interessen ist, haben wir ja zuletzt während des Weltklimagipfels gesehen.

Zum fehlenden Blick auf die Realitäten könnte ich noch einiges mehr sagen; was ich aber als Grund-Botschaft bei Wendy wahrnehme und was mich auch so maßlos aufregt ist, überspitzt gesagt, die quasi Gleichsetzung Amerikas mit dem Reich Gottes bzw. mit dem reinen Lichtbewußtsein. Dabei unterstelle ich ihr noch nicht einmal eine bewusste Absicht, aber das ist halt meiner Erfahrung nach die „energy“, welche viele Amis abgeben, auch auf dem politischen Parkett, und das könnte vielleicht auch Wendy mal reflektieren und in ihre Arbeit einbeziehen. Wie wär’s mit etwas mehr Demut und Aufrichtigkeit anstelle der hypnotischen Formel „wir sind die Guten“, die durch gebetsmühlenartige Wiederholungen auch nicht richtiger wird??? Ich weiß nicht mehr, ob folgende Feststellung im Fernsehen getroffen wurde oder bei einer Diskussion der Ereignisse im (spirituellen) Freundeskreis. Sie lautete: mich wundert nur, dass sich niemand fragt in Amerika, was haben wir dazu beigetragen, dass sich solch maßlose Aggression gegen uns richtet!!! Was ist unser Anteil daran??? Was können wir (d.h. die Amerikaner!!!) daraus lernen und entwickeln, damit wir diese Erfahrung nicht mehr brauchen???

Daß wir in die Entwicklung und vor allem wohl in die Verantwortung für uns selbst, unsere Gedanken, Gefühle, Handlungen und blinden Flecken eintreten, für die Entwicklung des Bewusstseins in der Welt eintreten, hier kann ich Wendy zustimmen, halte aber für wichtig, dass wir dabei aus dem Schuld-Unschuld, Gut-Böse-Denken aussteigen und uns auf dahinterliegende Prozesse konzentrieren und ganz konkrete irdische Veränderungen einleiten, mitgestalten, diskutieren - das ist für mich eine viel naheliegendere „Sinnhaftigkeit“ der Ereignisse in den letzten Tagen. Und auf diese ganz konkrete Aufgabe, die da vor UnS liegt, sollten wir Kraft und Energie des Lichts und der Liebe richten!!! Wir werden es brauchen.



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