Anerkennung

In allen zwischenmenschlichen Beziehungen ist das Streben nach Anerkennung ein bedeutender Faktor. Die verschiedensten sozialen Bereiche eignen sich zur Befriedigung von Anerkennungsbedürnissen. Die wichtigsten sind das Berufsleben, die Freizeitbeschäftigung und die Partnerbeziehung.

In einer intakten Zweierbeziehung ist es möglich, sowohl das eigene Verlangen nach Anerkennung weitgehend zu befriedigen, als auch dem Partner sein nötiges Ausmaß an Anerkennung zukommen zu lassen.

Wie groß das Verlangen nach Anerkennung ist, hängt von der individuellen Lerngeschichte des einzelnen ab. Wer in seiner Kindheit unter einem Anerkennungsdefizit litt, wird wahrscheinlich in einer späteren Partnerbeziehung ein ungewöhnlich starkes Verlangen nach Anerkennung entwickeln. Ist die Zweierbeziehung die einzige Quelle der Anerkennung, dann kann es vorkommen, daß sich die Beteiligten hoffnungslos überfordert fühlen. Deshalb ist es günstiger, wenn man die Möglichkeit hat, sich in anderen solzialen Bereichen Anerkennung zu verschaffen.

Anerkennung bedeutet immer die Annahme der Gesamtpersönlichkeit des Partners, nicht nur die der angenehmen Seiten. Natürlich wird man auf positive Verhaltensweisen seines Partners anders reagieren als auf weniger angenehme Wesenszüge. Die unterschiedlichen Reaktionen wirken im Sinne der Lernpsychologie bei positivem Verhalten verstärkend, während negative Tendenzen nicht durch Zuwendung belohnt werden.

DIE ANGST NICHT ANERKANNT ZU WERDEN

Die Befürchtung, von seinem Partner nicht in allen Bereichen anerkannt zu werden, treibt manche Menschen dazu, sich ein perfektionistisches Image aufzubauen. Ein schwaches Selbstbewußtsein und/oder neurotische Schuldgefühle können dazu führen, daß man starke Trennungsängste entwickelt, wenn man glaubt, daß der Partner einen durchschaut hat. Diese Angst, bloßgestellt zu werden, drückt sich in dem Bedürfnis aus, das Image zu erhalten, von dem man glaubt, daß der Partner es von einem hat. Um seine vermeintlichen Schwächen zu kaschieren, baut man eine Mauer um sich. Dadurch entstehen immer mehr Ärger und Schuldgefühle, die einen dazu treiben, sich noch mehr abzukapseln. Wird dieser Mechanismus nicht durchbrochen, dann können sich die Fehlhaltungen im Sinne eines "circulus vitiosus" immer mehr aufschaukeln.


(von Manfred Saniter)

 

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