Befriedigung

In vielen Paarbeziehungen hängt das Ausmaß der Befriedigung vorwiegend von der Fähigkeit ab, beiderseitig beim Koitus zum Orgasmus zu kommen. Umfragen unter Studenten haben aber ergeben, daß bei 25 Prozent die sexuelle Befriedigung nicht zwangsläufig mit einem Orgasmuserlebnis ist. Ähnliche Ergebnisse sind auch in anderen Sozialschichten zu erwarten.

Es war nicht immer selbstverständlich, daß man von einer wechselseitigen Befriedigung in einer Paarbeziehung spricht. Im Viktorianischen Zeitalter war bei vielen Frauen die Vorstellung verbreitet, daß ein Befriedigungserlebnis beim Sexualverkehr etwas sündhaftes sei. Sie versuchten sich durch ablenkende Gedanken und Gebete während des Aktes vor einem Orgasmus zu bewahren.

Spätestens nach der Veröffentlichung von Masters' und Johnsons's : "Die sexuelle Reaktion" und "Funtkionelle Sexualstörungen" war die Tatsache, daß die Verantwortung für eine sexuelle Befriedigung bei beiden Partners liegt, wissenschafltich abgesichert und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die ausführlichen Informationen von Masters und Johnson bewirkten allerdings nicht nur eine Verbesserung des Sexualklimas, sondern sie hatten auch eine gegenteilige Wirkung. Durch das statistische Material über bestimmte Normalwerte stellten sich bei vielen Personen massive Leistungsstörurungen, zum Beispiel die Häufigkeit ihres Sexualverkehrs betreffend, ein. Jegliches Leistungsdenken ist aber einer befriedigenden sexuellen Reaktion abträglich.

Zielorientierte Sexualität, die quantitative Maßstäbe an Stelle von Qualität setzt, zerstört auf Dauer die emotionale Bindung einer Paarbeziehung.

Eine vielverprechende Möglichkeit der seelischen und körperlichen Befriedigungssteigerung bietet das Sensitivity-Training, das von humanistischen Psychologen entwickelt wurde.

Viele Störungen der Befriedigungserlebnisse in Paarbeziehungen kommen durch eine zu geringe Sensibilität zustnade. Durch das Training des Tastsinnes (zum Beispiel Streicheln) und einer allgemeinen Wahrnehmungssteigerung kommt es zu einer vermehrten Liebesfähigkiet und somit zu einer erfüllten Sexualität (s. Sensitivity-Training).


(von Manfred Saniter)

 

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