Trauer - Trauerarbeit

Trauer ist die Folge eines Verlustes. Es kann sich dabei um einen Menschen, aber auch um den Verlust abstrakter Inhalte, wie z.B. eines bestimmten Ideals oder des Glaubens an einen Menschen handeln.

Am intensivsten wird man bei Verlust eines geliebten Partners von Trauer betroffen, sei es nach einer Trennung oder durch Tod. Ausmaß und Dauer des Trauerns hängen von der Intensität einer Beziehung ab. Unter Trauerarbeit versteht man einen Prozeß gefühlsmäßiger Loslösung vom Partner, der nicht mehr "exisitert". Dabei handelt es sich um einen oft schmerzhaften Lernvorgang bei dem schrittweise neue Lebensinhalte und Wertvorstellungen erarbeitet werden.

Intensive Trauer vermittelt ein Gefühl der Leere und Wertlosigkeit. Oft ist ein zentrales Teil des Lebenssinns genommen, so daß sogar das eigene Weiterleben in Frage gestellt erscheint. Je größer die Abhängigkeit vom Parnter war, um so stärker ist der Trauerschmerz, und die Welt erscheint bedeutungs- und beziehungslos.

"Trauer entsteht, wo das verlorene Objekt um seiner selbst willen geliebt wurde, oder anders ausgedrückt: Trauer kann nur dort entstehen, wo ein Individuum der Einfühlung in ein anderes Individuum fähig gewesen ist." (A. Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu Trauern)

Wie alle intensiven Gefühle, sollte auch Trauer schrittweise erlebt, erfahren und bewältigt werden. Der Versuch, die Trauerarbeit zu umgehen, indem man sich mit Alkohol oder Medikamenten betäubt, kann dabei den Trauerprozeß, und damit auch die oft depressive Verstimmtheit, verlängern. Nicht selten folgt auf unbewältigte Trauerarbeit sogar eine psychosomatische Erkrankung. Man nimmt an, daß massive Schuldgefühle - verursacht durch Verdrängung der Trauergefühle - sich so manifestieren.

Nicht selten löst ein Partnerverlust einen so starken Schock aus, daß der Betroffene anfänglich die realen Gegebenheiten leugnet. Dadurch gewinnt er Zeit, sich (unbewußt) auf die Wirklichkeit vorzubereiten. Die Tatsache des Partnerverlustes dringt erst langsam in sein Bewußtsein. In dieser Lebensphase können gute Freunde eine hilfreiche Stütze sein.

Allein ihre Gegenwart wirkt sich schon positiv auf den alleingelassenen Menschen aus. Hilfreich ist dabei ein Freund, der selbst keine Angst hat, Gefühle der Trauer zu zeigen. Gerade bei der Trauerarbeit ist es wichtig, daß man sich zu seinen Gefühlen offen bekennt und nicht versucht, um jeden Preis Haltung zu bewahren.


(von Manfred Saniter)

 

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