Re: Dummer Gästebuch-Eintrag - sorry, das passt hier ja überhaupt nicht rein

Abgeschickt von Anne am 25 Oktober, 2007 um 18:09:27:

Antwort auf: Re: Dummer Gästebuch-Eintrag - sorry, das passt hier ja überhaupt nicht rein von andrea am 25 Oktober, 2007 um 14:06:46:

Hallo Andrea,

" Was die Definition Ansprechpartner betrifft, so stelle ich wesentlich geringere Ansprüche an diesen Begriff. Ich bin _immer_ Ansprechpartner:
Sobald jemand vor mir steht und mich anspricht, sei es draußen vor der Tür oder in der virtuellen Welt des Internets."

Ich nicht. Immer und permanent Ansprechpartner zu sein, hieße für mich, meine eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen. Da entsteht für mich gefühlsmäßig ein Ungleichgewicht. Ich bin mir mindestens genauso so wichtig wie wer anderer. Vielleicht ist auch deshalb mein Anspruch ein anderer. Und ich mache einen ganz klaren und unmissverständlichen Cut zwischen der Welt, in der ich lebe und der virtuellen. Zuerst kommt erstere. Mit Abstand. Und all die Menschen, die sie bevölkern und was von mir wollen.

: Das geht vom schlichten "ich komm nicht ans oberste/unterste Regal", "Können Sie mir sagen, wo..." über Situationen in der Ubahn, wo jemand umfällt und ich danebenstehe und einfach im Reflex zupacke oder auf der Arbeit, wo ich dauernd angesprochen werde und permanent ansprechbar zu sein habe...

Die Arbeit lasse ich da raus *gg*...in nem "Dienstleistungsjob" ist man 8 Stunden Ansprechpartner, ob man will oder nicht. Wenn man den Job gut machen will, kann man nicht auch noch in der Freizeit das akute Helfersyndrom rund um die Uhr raushängen lassen. Das geht an die eigene Substanz. Ich hab im first-level-Support gearbeitet, jeder Kunde war VIP. Da bist Du abends froh, wenn Du nicht mehr für Gott und die Welt Ansprechpartner sein musst. Was nicht heißt, das Du deine Freundin im Regen stehen läßt, wenn sie den Haustürschlüssel verloren hat und heulend vor Deiner Türe steht.

"bis hin zum allgemeinen "Hallo, ist da wer?" in den Foren und Chats, wo ich namentlich registriert bin und sozusagen Gastgeberfunktionen übernehme."

Meine Meinung dazu kennst Du. Es ist eine andere Welt. Da gibt es Fakes, Spinner, Irre, Stalker, Märchenerzähler, Weltfremde zu Hauf. Ich maße mir nicht an, nach 5 Zeilen von irgend jemandem zu wissen, ob das so einer ist oder Jemand, der wirklich Hilfe braucht. Ich geb ihm einfach einen Tip, weil ich nicht ausschließe, daß er Hilfe braucht. Wissen kann ich das nicht, im Normalfall lerne ich den Jemand gar nicht kennen, weil er oft genauso schnell weg ist, wie er da war. Und ich hab jede Menge Energie dabei gelassen, die ich lieber der Omi im Supermarkt gegönnt hätte...da hab ich nämlich auch noch was davon. Weil ich mich freuen kann, wenn die sich freut, daß ich ihr ne Freude gemacht habe *gg*...toller Satz...

Ansprechpartner sein heißt für mich, meine Grenzen zu kennen, innerhalb derer ich mich sicher bewege und ich weiß, wovon ich spreche.

Genau. Ich stecke meine Grenzen lieber etwas enger.

: Nicht immer ist es der Tip, den der andere will und braucht. Manchmal ist es die Anteilnahme, das Zuhören, das Anschauen, das kleine Lächeln.

Das Anschauen und das kleine Lächeln...genau. Nicht machbar im Internet. Für mich aber wichtig, um das Gegenüber "peilen" zu können ;-)

An manchen Tagen habe ich das GEfühl, unsichtbar zu sein: in der Ubahn, im Penny, auf der Straße. Hast du mal versucht, wie lange du durch Berlin unterwegs sein kannst, ohne ein einziges Wort sprechen zu müssen?

Das widerum ist Mentalitätssache, glaub ich. Ich bin gerne unsichtbar.Ich genieße Spaziergänge, bei denen ich NICHT reden muss, ich kann nachdenken, ich kann in Hundescheiße treten und mich drüber ärgern oder auch nicht *gg*, ich kann Liedtexte oder Kartenkombis lernen, ich kann dichten...ich gucke mehr nach innen beim Laufen ( auch optisch, ich bin schonmal vor ne Laterne gelaufen *fg*). Deswegen zücke ich aber auch das Handy, wenn einer in die Spree hopst. Oder ich fange mit der netten Omi von nebenan eine verletzte und beringte Brieftaube ein und laber mit ihr über Taubenzucht, während wir auf die Polizei warten, die das Tierchen abgeholt hat...und und und...sind doch völlig normale Dinge.

" Ich habe manche dieser Frauen angesprochen, den Faden aufgenommen, während ich meinen Einkauf verstaute. Weil ich mich für die Wortlosigkeit der Kassiererin schämte..."

Warum? Weil die Kassierin nen unterbezahlten Job hat, der sie streßt und bei dem sie sich die Zeit für small-talk nicht gönnen kann, weil aus dem Hintergrund schon wieder Jemand "UMSATZ!!!!!!" plärrt? Weil sie so demotiviert ist, daß es grade mal für die Begrüßungsfloskel reicht? Weil ihre Kollegen sie vielleicht mobben? Weil sie vielleicht AUCH Probleme hat? Vielleicht will auch die mal ein Lächeln aus der langen Schlange und kriegt keins...8 Stunden lang nicht....alles nicht so einfach.

"Aber ein paar plauderten mit mir, ein paar heitere Worte, ein bißchen Geflachse und wir konnten uns gegenseitig noch einen schönen Tag wünschen."

Das seh ich auch so. Egal wo und mit wem. Allerdings laufe ich nicht durch die Stadt und SUCHE Problemzonen. Und ich hab keine Schuldgefühle mehr, wenn ich nicht JEDEM Obdachlosen nen Euro gebe. Früher hatte ich die mitunter und mir tat das alles schrecklich leid. Nachdem mir mal einer, dem ich nen Apfel und zwei meiner Frühstücksbrote geben wollte, vor die Füße gespuckt hat, sind mir derartige Schuldgefühle abhanden gekommen *ggg*...

" Die verbleibenden 20% erfordern Fingerspitzengefühl. "

Ich bin Grobmotoriker *ggggg*

: Im Internet halte ich es so: will eine/r jaulen? Will eine/r meckern? Will eine/r getröstet sein? Will eine/r recht haben? Will eine/r verharren im Elend? Will eine/r bekehren, missionieren und abstruse Weltbilder verkaufen?

Es ist mitunter mühsam, herauszufinden, was einer will. Manchmal auch unmöglich. Es kostet Zeit und Energie. Und dann wäge ich ab, ob ich sie nicht lieber den Menschen widme, die mich REAL brauchen...Freunde,Bekannte, Mama, SCHWIEGERMUTTER ( höhööööö)...da fällt mir grade ein, daß ich unserer Paket-Annehme-Omi im Advent wieder Plätzchen bringen muss, die ist da ganz wild drauf...wenn ich allerdings HIER zu viel tippe, komm ich nicht zum Backen *gg*....

" Wie du so schön und treffend bemerkt hast - es macht wenig Sinn, zur Zielscheibe zu werden."

Joooo siehste ;-))

LG, Anne

" ps: mich freuts, daß die Spanische Affaire mit den deutschen Mittelgebirgswelten gut zu Ende ging *strahl"

Hähä aus der Welt ist sie noch nicht ganz, da besteht noch "allgemeiner" Klärungsbedarf, aber dem sehe ich entspannt entgegen...

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: Hallo Andrea, : " Was die Definition Ansprechpartner betrifft, so stelle ich wesentlich geringere Ansprüche an diesen Begriff. Ich bin _immer_ Ansprechpartner: : Sobald jemand vor mir steht und mich anspricht, sei es draußen vor der Tür oder in der virtuellen Welt des Internets." : Ich nicht. Immer und permanent Ansprechpartner zu sein, hieße für mich, meine eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen. Da entsteht für mich gefühlsmäßig ein Ungleichgewicht. Ich bin mir mindestens genauso so wichtig wie wer anderer. Vielleicht ist auch deshalb mein Anspruch ein anderer. Und ich mache einen ganz klaren und unmissverständlichen Cut zwischen der Welt, in der ich lebe und der virtuellen. Zuerst kommt erstere. Mit Abstand. Und all die Menschen, die sie bevölkern und was von mir wollen. : : : Das geht vom schlichten "ich komm nicht ans oberste/unterste Regal", "Können Sie mir sagen, wo..." über Situationen in der Ubahn, wo jemand umfällt und ich danebenstehe und einfach im Reflex zupacke oder auf der Arbeit, wo ich dauernd angesprochen werde und permanent ansprechbar zu sein habe... : Die Arbeit lasse ich da raus *gg*...in nem "Dienstleistungsjob" ist man 8 Stunden Ansprechpartner, ob man will oder nicht. Wenn man den Job gut machen will, kann man nicht auch noch in der Freizeit das akute Helfersyndrom rund um die Uhr raushängen lassen. Das geht an die eigene Substanz. Ich hab im first-level-Support gearbeitet, jeder Kunde war VIP. Da bist Du abends froh, wenn Du nicht mehr für Gott und die Welt Ansprechpartner sein musst. Was nicht heißt, das Du deine Freundin im Regen stehen läßt, wenn sie den Haustürschlüssel verloren hat und heulend vor Deiner Türe steht. : "bis hin zum allgemeinen "Hallo, ist da wer?" in den Foren und Chats, wo ich namentlich registriert bin und sozusagen Gastgeberfunktionen übernehme." : Meine Meinung dazu kennst Du. Es ist eine andere Welt. Da gibt es Fakes, Spinner, Irre, Stalker, Märchenerzähler, Weltfremde zu Hauf. Ich maße mir nicht an, nach 5 Zeilen von irgend jemandem zu wissen, ob das so einer ist oder Jemand, der wirklich Hilfe braucht. Ich geb ihm einfach einen Tip, weil ich nicht ausschließe, daß er Hilfe braucht. Wissen kann ich das nicht, im Normalfall lerne ich den Jemand gar nicht kennen, weil er oft genauso schnell weg ist, wie er da war. Und ich hab jede Menge Energie dabei gelassen, die ich lieber der Omi im Supermarkt gegönnt hätte...da hab ich nämlich auch noch was davon. Weil ich mich freuen kann, wenn die sich freut, daß ich ihr ne Freude gemacht habe *gg*...toller Satz... : : Ansprechpartner sein heißt für mich, meine Grenzen zu kennen, innerhalb derer ich mich sicher bewege und ich weiß, wovon ich spreche. : Genau. Ich stecke meine Grenzen lieber etwas enger. : : : Nicht immer ist es der Tip, den der andere will und braucht. Manchmal ist es die Anteilnahme, das Zuhören, das Anschauen, das kleine Lächeln. : Das Anschauen und das kleine Lächeln...genau. Nicht machbar im Internet. Für mich aber wichtig, um das Gegenüber "peilen" zu können ;-) : : An manchen Tagen habe ich das GEfühl, unsichtbar zu sein: in der Ubahn, im Penny, auf der Straße. Hast du mal versucht, wie lange du durch Berlin unterwegs sein kannst, ohne ein einziges Wort sprechen zu müssen? : Das widerum ist Mentalitätssache, glaub ich. Ich bin gerne unsichtbar.Ich genieße Spaziergänge, bei denen ich NICHT reden muss, ich kann nachdenken, ich kann in Hundescheiße treten und mich drüber ärgern oder auch nicht *gg*, ich kann Liedtexte oder Kartenkombis lernen, ich kann dichten...ich gucke mehr nach innen beim Laufen ( auch optisch, ich bin schonmal vor ne Laterne gelaufen *fg*). Deswegen zücke ich aber auch das Handy, wenn einer in die Spree hopst. Oder ich fange mit der netten Omi von nebenan eine verletzte und beringte Brieftaube ein und laber mit ihr über Taubenzucht, während wir auf die Polizei warten, die das Tierchen abgeholt hat...und und und...sind doch völlig normale Dinge. : : " Ich habe manche dieser Frauen angesprochen, den Faden aufgenommen, während ich meinen Einkauf verstaute. Weil ich mich für die Wortlosigkeit der Kassiererin schämte..." : Warum? Weil die Kassierin nen unterbezahlten Job hat, der sie streßt und bei dem sie sich die Zeit für small-talk nicht gönnen kann, weil aus dem Hintergrund schon wieder Jemand "UMSATZ!!!!!!" plärrt? Weil sie so demotiviert ist, daß es grade mal für die Begrüßungsfloskel reicht? Weil ihre Kollegen sie vielleicht mobben? Weil sie vielleicht AUCH Probleme hat? Vielleicht will auch die mal ein Lächeln aus der langen Schlange und kriegt keins...8 Stunden lang nicht....alles nicht so einfach. : : "Aber ein paar plauderten mit mir, ein paar heitere Worte, ein bißchen Geflachse und wir konnten uns gegenseitig noch einen schönen Tag wünschen." : Das seh ich auch so. Egal wo und mit wem. Allerdings laufe ich nicht durch die Stadt und SUCHE Problemzonen. Und ich hab keine Schuldgefühle mehr, wenn ich nicht JEDEM Obdachlosen nen Euro gebe. Früher hatte ich die mitunter und mir tat das alles schrecklich leid. Nachdem mir mal einer, dem ich nen Apfel und zwei meiner Frühstücksbrote geben wollte, vor die Füße gespuckt hat, sind mir derartige Schuldgefühle abhanden gekommen *ggg*... : : " Die verbleibenden 20% erfordern Fingerspitzengefühl. " : Ich bin Grobmotoriker *ggggg* : : Im Internet halte ich es so: will eine/r jaulen? Will eine/r meckern? Will eine/r getröstet sein? Will eine/r recht haben? Will eine/r verharren im Elend? Will eine/r bekehren, missionieren und abstruse Weltbilder verkaufen? : Es ist mitunter mühsam, herauszufinden, was einer will. Manchmal auch unmöglich. Es kostet Zeit und Energie. Und dann wäge ich ab, ob ich sie nicht lieber den Menschen widme, die mich REAL brauchen...Freunde,Bekannte, Mama, SCHWIEGERMUTTER ( höhööööö)...da fällt mir grade ein, daß ich unserer Paket-Annehme-Omi im Advent wieder Plätzchen bringen muss, die ist da ganz wild drauf...wenn ich allerdings HIER zu viel tippe, komm ich nicht zum Backen *gg*.... : " Wie du so schön und treffend bemerkt hast - es macht wenig Sinn, zur Zielscheibe zu werden." : Joooo siehste ;-)) : LG, Anne : " ps: mich freuts, daß die Spanische Affaire mit den deutschen Mittelgebirgswelten gut zu Ende ging *strahl" : Hähä aus der Welt ist sie noch nicht ganz, da besteht noch "allgemeiner" Klärungsbedarf, aber dem sehe ich entspannt entgegen...

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