Nach Adorno (1950) versteht man unter einer autoritären Handlung eine zwanghafte Konformität mit den Regeln und Normen der Gesellschaft. Diese Konformität ist gebunden mit einer ausgeprägten Intoleranz gegenüber allem Abweichenden und kritikloser Selbstgerechtigkeit. Solche Verhaltenstendenzen wirken sich auf jede partnerschaftliche Beziehung destruktiv uas. Von Gleichberechtigung kann dann kaum noch die Rede sein. Erstaunlicherweise sind Verbindungen, bei denen ein Teil stark unterdrückend ist, oft sehr stabil. Es handelt sich dann um lang eingeschliffene Verhaltensweisen, an die man sich gewöhnt hat.
Wie ist es nun möglich, solche destruktiven Verhaltensmuster zu durchbrechen? Wenn sich ein Partner autoritär verhält, dann kann der andere darauf abweisend und strafend reagieren. Die Folge ist eine Verschlechterung des Klimas.
Eine bessere - wenn auch sehr mühsame - Möglichkeit ist es, das nicht-autoritäre Verhalten des Partners durch Beachtung, Zuwendung und Lob zu verstärken. Nach den Gesetzmäßigkeiten der Lernpsychologie tritt dann das autoritäre Verhalten langsam zurück und wird durch Partnerschaftlichkeit ersetzt.
Es gibt inzwischen auch programmierte Trainingsanweisungen zur Einübung gleichberechtigten partnerschafltichen Verhaltens.
In Paarherapien, bei denen das Autoritätsproblem vorrangig ist, wird die Methode des Rollentausches erfolgreich angewandt. Es kann sehr hilfreich sein, wenn der andere einmal die autoritäre Rolle übernimmt, damit man selbst fühlt, wie ein solches Verhalten wirkt. Bei dieser Übung versucht man, seinen Partner möglichst zu imitieren. Sinn des Rollentausches ist es, daß einem die eigenen Verhaltensweisen bewußter werden. Es ist ein erster Schritt, um kommunikationserschwerende "Eigenarten" zu erkennen und abzubauen.
Man kann das Rollenspiel auch allein, ohne seinen Partner, durchführen. Dabei ist es angebracht, bei jedem Rollenwechsel (man spielt sich selbst und seinen Partner abwechselnd) den Platz zu wechseln. Dabei haben sich zwei verschiedene Stühle bewährt. Allerdings ist der Versuch, Kommunikationsstörungen "im Alleingang" zu beheben, selten erfolgreich.
Diese Art von Übung ist grundätzlich erfolgreicher, wenn beide Parteien aktiv an dem Training teilenehmen. Eine einseitige Verhaltensänderung wird immer wieder auf den Widerstand des passiven Partners stoßen.
Der amerikanische Psychologe Rothstein untersuchte 1960 das Sexualverhalten von Männern, die als "autoritär" eingestuft wurden. Es zeigte sich, daß sie stark dazu neigten, zwischen Liebe und Sex eine Trennung vorzunehmen. Sie unterschieden zwischen Mädchen für Sex und Mädchen für die Liebe. Sie unterteilten die Frauen in zwei Gruppen: die Frau als Objekt und die "bessere" Frau, die man auch lieben kann.
Solche autoritär-intolerante Haltung schließt eine wirklich partnerschaftliche Beziehung aus.
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