Bedürfnisse

Konflikte in Paarbeziehungen haben ihre Ursachen oft ein einer mangelhaften gegenseitigen Bedürfnisbefriedigung. Man erlebt es immer wieder, daß sich ein Teil oder beide darüber beklagen, daß in der Beziehung nicht genug auf die eigenen Bedürfnisse eingegangen wird. Bei näherem Hinsehen zeigt es sich aber nicht selten, daß die Partner manchmal gar nicht ausreichend über die Grundbedürfisse des anderen orientiert sind.

In jeder Beziehung ist es unentbehrlich, daß man über die Kenntnis der eigenen Bedürfnisse hinaus auch über die seines Partners informiert ist. Eine eingehende Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Wunschvorstellungen und Erwartungen in einer Partnerschaft bleibt unausweichlich.

Studiert man die Heiratsanzeigen in den einschlägigen Tageszeitungen, dann bekommt man den Eindruck, daß die partnersuchenden Inserenten genauestens über die eigenen Bedürfnisse und die des gesuchten Partners informiert sind.

Männer bieten an oder sollen geben können:
Verwöhnung, Heimat, Treue und Geborgenheit.
Frauen hingegen versprechen:
Treue, Häuslichkeit, Anschmiegsamkeit und Glücklichmachen.
Man wünscht sich von ihnen:
hübsches Aussehen, Anpassungsfähigkeit und Treue.

Es sieht so aus, als ob die Ehe oder Partnerschaft eine Einrichtung ist, in der die individuellen Bedürfnisse optimal erfüllt werden und die so zum "Glücklichsein" führt. Bei genauerer Analyse von Partnerschaftskonflikten zeigt es ich aber immer wieder, daß die Beteiligten oft sehr unzulänglich über die Bedürfnisse des anderen orientiert sind.

Unterschiedliche Bedürfnisse in Beziehungen sind auf verschiedene Erfahrungen in der Kindheit zurückzuführen. Wer in seiner Jugend nur sehr wenig Anerkennung fand und kein starkes Selbstwertgefühl entwickelte, wird später verstärkt auf der Suche nach Anerkennung, Geltung und Bewunderung durch den Partner sein.

Wer in seiner Kindheit verwöhnt wurde, erwartet wahrscheinlich auch in seiner Paarbeziehung eine bedienende Behandlung.

Ein überstarkes neurotisches Verlangen nach Bedürfnisbefriedigung kann vom Partner oft nicht erfüllt werden, ohne daß es zu Spannungen kommt.

Jemand, der unter chronischen Minderwertigkeitsgefühlen leidet und seinen Partner zwingt, ständig Zustimmung und Beistand zu bieten, wird mit großer Wahrscheinlichkeit das Potential an Zuwendung bald erschöpft haben und auf Ablehnung stoßen. Wenn aber die emotionale Unterstützung versagt wird, dann wächst das Bedürfnis nach Zuwendung, der Konflikt schaukelt sich so auf. Je mehr sich der eine Teil anklammert, desto mehr wird sich der andere entziehen.

A: Bedürnis nach Zuwendung
B: verweigert Zuwendung
A: Bedürfnis nach Zuwendung wird verstärkt
B: verweigert Zuwendung
A: Bedürfnissteigerung

Charloote und Howard Clinebell bieten in ihrem Buch "Ehe intim" eine Liste von Grundbedürfnissen in Paarbeziehungen an. Sie leistete bei Partnerkonflikten, die ihre Ursachen in einer mangelnden Bedürfnisbefriedigung haben, einen wichtigen Beitrag, um sich zunächst über die momentane Situtation klar zu werden und um dann gemeinsam Lösungsmöglichkeiten auszuarbeiten. Dabei ist es hilfreich, bestehende Bedürfnisdiskrepanzen zu erkennen, um dann zu diskutieren, wieweit sie Konfliktursache sind. Die folgenden Überlegungen beschäftigen sich dann damit, wieweit die eigenen Bedürfnisse und die des Partners angemessen sind und wie eine Verbesserung vorgenommen werden kann.

PRÜFEN SIE, WIE WEIT IHRE BEDÜRFNISSE BEFRIEDIGT WERDEN:

Bedürfnisse ist die Frau zufrieden? ist der Mann zufrieden? Verbesserungsvorschläge
Sicherheit
(durch Gefühl der Annahme und Zugehörigkeit)
     
Dienst
(andere lieben, für etwas leben, Bedürfnisse anderer erfüllen)
     
Achtung
(sich vom anderen geschätzt, anerkannt, bejaht fühlen)
     
Genuß
(sexuell, intellektuell, in der Freizeit, ästhetisch, seelisch)
     
Liebe
(wissen, daß der andere sorgt, tief warm, zuverlässig)
     
Grenzen
(Bedürnis nach Verantwortung, verläßliche Gewohnheiten, Anerkennung der Wirklichkeit und der Rechte anderer)
     
Freiheit
(Bedürfnis nach Eigenständigkeit, Distanz, Achtung von Verschiedenheit)
     


(von Manfred Saniter)

 

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