Enttäuschung

Für Paarbeziehungen gilt der gleiche Gundsatz, wie für andere Lebenssituationen: nur, wer realistische Erwartungen und Wünsche hat, kann sich weitgehend vor Enttäuschungen bewahren.

Wer in einer Partnerschaft zum Beispiel vollkommenes Geborgensein sucht, wird sicher dann enttäuscht werden, wenn er merkt, daß auch die intimste Verbindung einen nicht davor bewahrt, die Verantwortung für sich selbst letztlich in die eigene Hand zu nehmen. Lebensunreife, Selbstunsicherheit und mangelndes Identitätsbewußtsein kann man nicht einfach abwerfen, indem man sich an einen vermeintlich stärkeren Partner bindet, der dann schon alles "regeln" wird.

Um Enttäuschungen in einer Partnerschaft vorzubeugen, hat es sich bewährt, daß man sich gegenseitig die jeweiligen Erwartungen an den anderen mitteilt und dann gemeinsam nach einem Weg sucht, um sie zu erfüllen.

Gemeinsames Bemühen um eine optimale Bedürfnisbefriedigung ist oft erfolgreicher als der Einzelversuch. Falsch ist es, seine unerfüllten Hoffnungen im Laufe der Beziehung langsam still zu begraben. Wenn der Partner nicht weiß, welche Erwartugnen und Wünsche man ihm gegenüber hat, dann kann man sich nicht wundern. Offenheit auf diesem Gebiet ist die beste Prophylaxe.

Nicht selten beginnt die erste Enttäuschung schon mit dem lang ersehnten Ereignis: Hochzeitstag (oder -nacht). Die Überbewertung diese Rituals und die damit verbundenn Wünsche nach Glück, Zufriedenheit und sexueller Erfüllung sind dafür verantwortlich, daß eine anschließende Desillusionierung schmerzlich empfunden wird. Es hat sich zum Beispiel gezeigt, daß auf sexuellem Gebiet eine optimale Befriedigung anfänglich oft nicht erreicht wird. Die sexuelle Anpassung ist - wie vieles in der Ehe - von einem Lernprozeß abhängig. Oft muß eine sexuelle Harmonie erst langsam Schritt für Schritt "erarbeitet" werden.

Aber auch noch so realistische Erwartungen sind kein vollkommener Schutz vor Enttäuschungen. In jeder Beziehung wird es immer wieder zu Situationen kommen, wo sich ein Teil zutiefst verletzt fühlt. Das Paradebeispiel ist wohl die Entdeckung, daß man von seinem Partner betrogen wird. Im ersten Moment mag für einen die Welt zusammenstürzen und die Situation hoffnungslos erscheinen. Dazu kann man sagen, daß eine Scheidung nie eine Lösung sein kann, höchstenz eine Konsequenz.

Viele Ehepaare berichten auch, daß ihre Beziehung nach solch einer Belastungsprobe paraodxerweise ein einmal viel besser geworden ist (s. Seitensprung).


(von Manfred Saniter)

 

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