Erektionsschwäche

Die meisten männlichen Potenzstörungen gehen mit einer Erektionsschwäche einher. Jeder Mann kann aus den verschiedensten Gründen vorübergehend impotent werden. Fast immer handelt es sich um eine psychische Störung. Eine körperliche Krankheit kommt als Ursache nur selten vor. Oft aber gibt eine vorübergehende Schwäche (etwa eine Erkältung) den Anlaß für die Angst, später wieder zu versagen.

Nach Viktor E. Frankl bewegen sich die meisten Männer mit Erektionsschwierigkeiten in einen sich selbst verstärkenden Kreislauf (Teufelskreis) zwischen dem zwanghaften Erfolgsdruck (Hyperintention) und der krankhaften Selbstbeobachtung (Hyperreflexion).

Schon 1946 entwickelte der Logotherapeut Frankl eine recht erfolgreiche Methode für die Behandlung von sexuellen Störungen, hauptsächlich bei Impotenz und Frigidität.

Er "verschreibt" dem Patienten eine Woche lang ein strenges Koitusverbot, verbunden mit der Anweisung, jeden Abend mindestens eine Stunde mit seiner Partnerin nackt im Bett zu verbringen.

Der Therapeut rechnet damit, daß sein Koitusverbot gebrochen wird. Die bloße Ablösung der Aufmerksamkeit von sich selbst, von seiner Fähigkeit bzw. Unfähigkeit zum Organsmus, durchbricht den Kreislauf zwischen Hyperintention un HYperreflexion.

Die Sexualtherapeuten Masters und Johnson schlagen 1970 eine Methode vor, die auf dem gleichen Prinzip basiert wie der logotherapeutische Ansatz von Viktor E. Frankl 1946.

Daß eine Impotenz aber auch durch ein einmaliges "Erlebnis" erlernt werden kann, schildert der Verhaltenstherapeut Hans Jürgen Eysenck in seinem Buch:"Neurose ist heilbar".

Ein Patient klagt über Erektionsschwäche, die speziell nur in seinem ehelichen Schlafzimmer auftritt. Im Urlaub zum Beispiel hat er keine Schwierigkeiten.

Nach eingehender Befragung stellt sich heraus, daß die Tapete in seinem Schlafzimmer genau der gleicht, die eine andere Frau hatte, mit der er vor Jahren geflirtet hatte. Dort aber war er unglücklicherweise von dem kräftigen Ehemann überrascht worden.

Dieses einmalige Erlebnis ließ für ihn die Schmerzreaktion mit dem Anblick der Tapete "unbewußt" in enge Verbindung treten. Eysencks Therapievorschlag war in diesem Fall einfach und erfolgreich: er empfahl einen Tapetenwechsel.


(von Manfred Saniter)

 

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