Familienbildung
Die Ansicht, daß eine Familie ohne Kinder nur eine halbe
Familie ist, ist weit verbreitet
(s. Elternrolle.)
Eine amerikanische Untersuchung beschäftigt sich mit den verschiedenen
Motiven, sich ein Kind "anzuschaffen".
Dabei wird aufgezeigt, wie außerordentlich wichtig diese Motive für den
späteren Erziehungsstil
und somit für das Wohlbefinden des Kindes sind.
Die Untersuchung zählt elf fragwürdige Beweggründe auf. Der - nach Meinung
der Forscher - einzige positive Grund, wird in dieser Untersuchung nur
teilweise genannt:
Kinder in uneigennütziger Weise zur Welt zu bringen, sobald man dazu
finanziell in der Lage ist. Für die Kinder viel Wärme, Verständnis und Zeit
zu haben.
Später, wenn sie selbständig sind, sie freizulassen, ohne zu versuchen,
eine zwanghafte Bindung aufrechtzuerhalten.
Die einzelnen Antworten wurden durch die Untersuchenden nach inhaltlichen
Aspekten geordnet.
- Berufsunlust
Die Frau möchte ihren Beruf nicht mehr ausüben. Sie verlegt sich ganz auf die Kindererziehung.
- Ansehen der Frau steigt
Die Frau ist ständig beschäftigt, sie kann ihren Freunden und Bekannten
gegenüber die Rolle der "Überbeschäftigten" spielen.
- Geschäftsnachfolger
Die Kinder sollen später einmal das Geschäft der Eltern übernehmen.
Die Familie ist stolz darauf, daß das Geschäft unter dem alten Namen weiterläuft.
- Kinder als Altersrente
Bei unterentwickelten Völkern werden die Kinder als zukünftige Haushaltshilfen angeschafft.
Sie bilden praktisch eine Altersrente.
- Weil die anderen auch Kinder haben
Man macht es den Freunden und Bekannten nach, die schon lange Kinder haben.
Man will nicht ins Gerede kommen.
- Selbstwertgefühl der Frau
Manche Frau hat das Gefühl, keine vollwertige Frau zu sein ohne eigene Kinder.
Die Anzahl der Kinder hebt ihr eigenes Selbstwertgefühl.
- Großeltern wollen Enkel
Die Eltern setzen das junge Paar unter Druck, sie wollen endlich
Enkelkinder haben. Es ist für sie eine Prestigefrage, die Rolle
der Großeltern mit Enkeln zu spielen.
- Abwechslung gegen Langeweile
Das Gefühl der Langeweile in der Partnerschaft bildet
die Motivation, sich ein Kind anzuschaffen. Wenn der Reiz der ersten
Abwechslung vergangen ist, werden die Kinder oft als lästig empfungen.
- Kinder sollen eigene Träume erfüllen
Die Hoffnung, daß Kinder die eigenen unterfüllten Träume erfüllen sollen,
ist nicht frei von egoistischen Bedürfnissen. Die eigene unbewältigte Vergangenheit
wird den Kindern aufgelastet.
- Die Frau will den Mann binden
Die Frau bekommt ein Kind, um den Mann an sich zu binden.
Das Kind wird Mittel zum Zweck. Der erhoffte Erfolg bleibt meistens aus.
- Gedankenlosigkeit
Reine Gedankenlosigkeit oder mangelnde Information
verursachen eine Schwangerschaft.
Man ist dann vor die Frage gestellt, ob das Kind nun abgetrieben werden soll, oder ob man
es haben möchte. Diese Situation ist
meist ebenfalls keine günstige Voraussetzung für die Zukunft eines Kindes.
(von Manfred Saniter)
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