Liebesentzug

Viele Erwachsene verstehen nicht, daß kindliche Aggressionen durchaus natürliche Regungen sind, die zur normalen Entwicklung gehören. Jedes Kind hat Phasen, in denen es "testet", wie weit es gehen kann, bis durch die Eltern Grenzen gesetzt werden.

Dieses "böse" Verhalten wird oft mit Liebesentzug bestraft. Obwohl das Kind noch gar nicht den Begriff Schuld erfassen kann (erst ab ca. 9 Jahren), wird ihm schon frühzeitig das Bewußtsein der Schuld suggeriert. Aggressionen werden ständig unterdrückt und der Liebesentzug als Manipulationsmittel eingesetzt.

Auf die Dauer stauen sich unangenehme affektive Spannungen, und es kann zu starken Verhaltensstörungen kommen. Im Erwachsenenalter können dann Schwierigkeiten im Umgang mit den eigenen positiven und negativen Gefühlen und denen des Partners auftreten.

Wird die liebevolle Zuwendung - wie in der Kindheit erfahren - als Belohnung, beziehungsweise der Liebesentzug als Bestrafung eingesetzt, entstehen bald gravierende Störungen der Partnerbeziehung. Die Liebe fördert dann nicht ein lebendiges Miteinander, die Entwicklung zweier eigenständiger Wesen, sondern wird als Macht- und Druckinstrument eingesetzt, um den Partner zu manipulieren.


(von Manfred Saniter)

 

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