Ein wichtiger Bestandteil der traditionellen Ehe ist die Forderung nach absoluter Treue "bis daß der Tod euch scheide". Viele Menschen verdrängen aber den Gedanken, daß die Harmonie ihrer Zweierbeziehung möglicherweise durch einen Seitensprung (s. Seitensprung) in Frage gestellt werden könnte. Treue ist zwar ein erstrebenswertes Ziel, man kann sie aber nicht erzwingen. Für jede Partnerschaft wird sich früher oder später die Frage stellen, in welchem Ausmaß autonome Bestrebungen der Partner zugelassen werden können, ohne daß die Beziehung auseinanderfällt.

Repressive Maßnahmen der Kontrolle oder das Androhen von "Strafe" sind dabei nicht immer geeingete Mittel, um partnerschaftliche Treue zu erfüllen.

Untreue bedeutet für jede Zweierbeziehung eine ernsthafte Belastung, aber nicht unbedingt das Ende. Howard und Charlotte Clinebell sagen in ihrem Buch "Ehe intim" (Pfeiffer 1974) zu diesem Thema: "In dem Maße, wie ein Paar die Verschmelzung des Sexuellen mit dem Zwischenmenschlichen erreicht, wird Treue ihm Erfüllung geben. Das soll nicht heißen, daß jeder Versuch, fremd zu gehen, ausgeschaltet sein wird; sondern daß vielmehr die positiven Werte der Treue in der Ehe so reich und offen zutage treten werden, daß die Paare sie als erstrebenswertere Art zu leben wählen."