Die Liebe zwischen zwei Menschen ist nie ein statischer Zustand, den man mal erwirbt und dann versucht, möglichst lange aufrechtzuerhalten. In jeder Beziehung treten mit der Zeit Änderungen auf (s. Beziehungsänderungen), dich auch die Liebe beeinflussen.
Am stärksten spürt man solche Wandlungen, wenn die erste Phase der Verliebtheit vorüber ist und durch die Realität des Alltags Ernüchterung eintritt. Das Sprichwort "Verliebtheit mach blind" beschreibt treffend die Tendenz, anfänglich Fehler des anderen zu übersehen und sich von der geliebten Person ein Bild zu machen, wie es den eigenen Wünschen und Idealvorstellungen entspricht.
"Liebe auf den ersten Blick" führt nicht selten zu einer Bewußtseinseinengung und somit zu einer weitgehenden Fehleinschätzung des Partners. Die zwangsläufig folgende Enttäuschung kann oft nicht verkraftet werden, man trennt sich.
In solchen Fällen war die Bindung weniger Ausdruck "echter Liebe", als vielmehr eine Mischung aus Geborgenheitsverlangen, Einsamkeit, Geltungssucht und der Wunsch nach Selbstbestätigung. Konstellationen dieser Art sind denkbar ungeeignet als Grundlage für eine dauerhafte Beziehung.
Aber auch Verbindungen, die ehemals durch eine ausgeprägte Liebesbeziehung entstanden, sind nicht vor einem Liebesverlust sicher. Die Vorstellung, daß die Vorausstzungen für eine partnerschaftliche Liebe eines Tages einfach verloren gehen können, läßt einen sehr wichtigen Aspekt vermissen: Liebe bedeutet Arbeit. Es sind weniger zufällige Mißgeschicke, wie soziale oder wirtschaftliche Belastungen, die eine Liebe zerstören, sondern eher zu große Erwartungen, mangelnde Fähigkeit des partnerschaftlichen Umgangs und ein ängstliches Konfliktvermeidungsverhalten, dem den Partner nicht zu verlieren (s. Konfliktregelung).
Verlustängste sind oft der Grund für eine Konfliktvermeidung. Aus dieser Haltung resultiert eine reduzierte Offenheit und ein eingeschränktes Vertrauen. Der Mut zur Offenheit und zum Vertrauen sind aber notwendige Voraussetzungen in der Partnerschaftlichen Liebe. Teilt man sich nicht mehr mit, was einen belastet, was einen am Partner stört, aus Angst die Kritik könnte ihn verletzen, so wird das Vertrauensverhältnis in Frage gestellt. Falsch verstandene liebevolle Rücksichtnahme kann auf die Dauer jede Liebe zerstören.
Seinem Partner gegenüber aufrichtig sein, kann aber nur der, der seine eigenen Gefühle versteht und sie akzeptiert. Nur wer sich selbst liebt, ist auch in der Lage seinen Partner zu lieben (s. Selbstwertgefühl).
Für viele Menschen ist das Hauptproblem, möglichst viel Liebe zu erhalten und liebenswert zu sein. Sie fragen sich selten: "Was kann ich für die Liebe aktiv tun, und welches ist mein Anteil an der Gestaltung der Beziehung"? In seinem Buch: "Die Kunst des Liebens" beginnt der Psychoanalytiker Erich Fromm:
"Ist Lieben eine Kunst? Dann erfodert es Wissen und Bemühung. Oder ist Lieben nur ein angenehmes Gefühl, das zu verspüren nur eine Sache des Zufalls ist, etwas, dem man verfällt, wenn man Glück hat?"
Im weiteren zeigt er auf, wie verbreitet die Meinung ist, daß das Problem der Liebe der "richtige Partner" ist, nicht aber die eigenen Fähigkeiten; das zweite Vorurteil ist, daß Lieben sehr einfach sei, es jedoch schwer wäre, das richtige Objekt zum Lieben und Geliebtwerden zu finden.
Diese passive Haltung trägt wesentlich dazu bei, daß so viele Beziehungen auseinandergehen, weil man von der Liebe enttäuscht ist.
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