Ein einheitliches theoretisches wissenschaftliches Konzept über den Begriff SELBST und seine Wortverbindungen existiert nicht. So kommt es, daß die Selbstachtung häufig synonym mit dem Selbstwertgefühl (s. Selbstwertgefühl) abgehandelt wird.
Einige Autoren machen sich allerdings die Mühe, diese beiden Begriffe voneinander abzugrenzen.
Bei der Selbstachtung steht die bewußte intellektuelle Wertschätzung der eigenen Fähigkeiten und Werte im Vordergrund. Das Selbstwertgefühl betont mehr die gefühlsmäßige Reaktion auf Erfahrungen des Versorgt- und Geschätztwerdens in der Kindheit und die Fremdbeurteilung im späteren Leben.
Die Fähigkeit, seinen Partner zu achten, hängt davon ab, wieweit man sich selbst achtet. Howard und Charlotte Clinebell fordern für jede Partnerschaft in ihrem Buch "Ehe intim":"Was ihr auch sonst vernachlässigt, vernachlässigt nicht die Selbstachtung eures Partners."
Die gegenseitige Stärkung der Selbstachtung in einer Zweierbeziehung trägt entscheidend zum "Erfolg" (s. Partnerwahl und Eheerfolg) einer Verbindung bei.
Eine Form der Förderung der Selbstachtung ist besonders wichtig: die Bestätigung der sexuellen Reize und Potenz des Partners. Schon kleine Komplimente auf diesem Sektor haben oft eine erstaunlich große Wirkung. Wenn man auch letzlich die Eitelkeit des Partners anspricht, so rechtfertigt das Ergebnis gelegentlicher Schmeicheleien, die die Selbstachtung stärken, solche Handlungen, weil sie zu einer entscheidenden Verbesserung der sexuellen Beziehung beitragen können.
Gesteigerte Selbstachtung hinsichtlich der eigenen erotischen Potenz ermöglicht auch für den Parnter eine angstfreie, ungehemmte Sexualbeziehung. Bezüglich des Umgangs mit der Selbstachtung lassen sich in der partnerschaftlichen Kommunikation zwei extreme Verhaltensformen aufzeigen:
A verletzt durch Unachtsamkeit die Selbstachtung von B ("Du hast ja nicht einmal Abitur.") |
B fühlt sich angegriffen und versucht seinerseits die Selbstachtung von A zu beeinträchtigen ("Du bist ja so klug!") |
A verstärkt seinen Angriff, weil er sich von B getroffen fühlt ("Du bist der Letzte, der das beurteilen könnte.") |
Die gegenseitigen Kränkungen können sich immer weiter aufschaukeln. |
Der Mann kommt deprimiert von seiner Arbeit nach Hause, er hatte ein berufliches Mißerfolgserlebnis. |
Seine Frau lenkt erstmal von den beruflichen Sorgen ab. Sie baut seine Selbstachtung langsam wieder auf. |
Der Mann ist ihr dafür dankbar, er macht ihr Komplimente. |
Sie freut sich darüber, daß sie ihrem Mann helfen konnte. |
Auch diese Folge positiver Bestätigungen kann sich weiter "aufschaukeln". |
Durch kleine gegenseitige Zuwendungen wurde die Selbstachtungskrise des Mannes überwunden. Das Vertrauen und die wechselseitige Achtung in der Partnerschaft sind gefestigt worden.
90 Prozent aller Klienten, die einen Therapeuten aufsuchen, klagen über einen Mangel an Selbstachtung auf der einen und übermäßig starke Minderwertigkeitsgefühle auf der anderen Seite. Durch ihr Selbstachtungsdefizit fühlen sie sich in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt. Es gelingt ihnen nicht, sich so zu verwirklichen, wie sie es sich wünschen.
Die non-direktive Gesprächspsychotherapie von Carl Rogers ermöglicht über die Sensibilisierung des Selbstbewußtseins (s. Selbstbewußsein) eine Selbstexploration, die die Selbstverwirklichung zum Ziel hat und somit auch die Selbstachtung fördert.
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