Der Begriff Zuneigung bezeichnet eine relativ unspezifische Gefühlsgruppe. Zu ihr gehören sehr intime, aber auch recht unverbindliche Gefühle. Vermittelt man seinem Partner, daß man für ihn Zuneigung empfindet, so kann er diese Information nicht einduetuig interpretieren, es kann zu Mißverständnissen kommen.
Dabei spielt die subjektive Erwartungshaltung eine Rolle; man deutet die Zuneigung - beeinflußt von den Vorstellungen, die man vom Partner hat.
Gefühle der Zuneigung sind: verliebt, verknallt, fasziniert, jemand mögen, schätzen, jemandem gewogen sein, verbunden sein, hängen an, sich hingezogen fühlen, bewundern, anhimmeln, sympathisch finden, dankbar, ok finden (nach F. Sichalek, Faires streiten in der Ehe).
Genauso, wie es wichtig ist, in der partnerschaftlichen Kommunikation negative Gefühle wie Zorn, Unzufriedenheit, Empörung usw. zu verbalisieren (s. Ärger), sollte man auch die positiven Gefühle der Zuneigung seinem Partner mitteilen. Vielen Menschen fällt es aber ausgesprochen schwer, von Liebe, Bewunderung oder Sympathie zu sprechen.
Einerseits wollen sie die Zuneigung ihres Partners spüren und immer wieder zugesichert bekommen, haben aber selbst Angst, ihre eigenen Gefühle offen mitzuteilen.
Kinder zeigen oft spontan ihre Zuneigung (auch zu fremden Personen), während Erwachsene mit solchen Äußerungen vorsichtiger und mißtrauischer umgehehen. Sie haben meistens Angst, abgewiesen zu werden. Erst wenn sie sich weitgehend gegen eine mögliche Verletzung abgesichert haben, sind sie bereit, offen ihre Gefühle zu zeigen. Solch ein Vorgehen deutet auf ein mangelndes Selbstwertgefühl hin. (s. Selbstwertgefühl).
Die Versicherung gegenseitiger Zuneigung hat persönlichkeitssteigernde Wirkung. Wem Zuneigung entgegengebracht wird, der fühlt sich selbstsicherer und kann deshalb angstfrei seinem Partner seinerseits Zuneigung vermitteln. Ein postiver Kreis der gegenseitigen Wertschätzung wird so in Gang gesetzt.
Für die meisten Frauen sind Gefühle der Zuneigung Voraussetzung für die körperliche Liebe. Männer hingegen sind eher bereit auf dieese Gefühle zu verzichten. H. J. Clinebell bezeichnen die physische Vereinigung ohne persönliche Zuneigung Pseudo-Intimität. Zur echten menschlichen Sexualität gehört die Zuneigung. Das unterscheidet sie von der mechanischen sexuellen Befriedigung.
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